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  5. RB Leipzig vs. 1. FC Heidenheim: So tickt FCH-Trainer Frank Schmidt

Heidenheims Rekordtrainer Schmidt Der Teilchenbeschleuniger

Von Ullrich Kroemer 02.12.2023, 07:30
„Kostet fast alle meine Energiereserven”: Frank Schmidt geht für Heidenheim ans Limit.
„Kostet fast alle meine Energiereserven”: Frank Schmidt geht für Heidenheim ans Limit. (Foto: imago/Eibner)

Wenn sich Sportklubs Tiernamen geben, werden in der Regel kraftstrotzende und gefährliche Geschöpfe bemüht: Adler und Bullen, Wölfe und Haie. Wilde Tiere, die meist ganz oben in der Nahrungskette stehen. Trainer Frank Schmidt beschrieb sein Team vor dem Gastspiel des 1. FC Heidenheim bei RB Leipzig an diesem Samstag (15.30 Uhr in Stream und Ticker) ganz anders: „Für die Eichhörnchen ist es momentan schwierig, Nahrung zu finden”, hob Schmidt grinsend und wie immer mit leicht schief geneigtem Kopf an. „Und so spielen wir momentan auch Fußball. Jede Nuss, jedes Korn nehmen wir mit, um am Ende unser Ziel zu erreichen.”

Als aktueller Tabellen-13. haben die „Squirrels” von der Ostalb bereits mehr Nüsse und Körner für den Klassenverbleib gesammelt, als es viele erwartet hatten. Beim 4:2 gegen Bremen feierte Heidenheim nicht nur den ersten Bundesligasieg, sondern auch Frank Schmidts Rekord als dienstältesten Bundesligatrainer. Seit 5920 Tagen, über 16 Jahren, ist der 49-Jährige nun bereits im Amt.

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Schmidt opferte sich auf, bis er in Lebensgefahr war

Genug Erlebnisse, um ein Buch zu füllen. Schmidts herrlich ehrliche, uneitle und ungeschönte Autobiografie „Unkaputtbar” wurde zum Spiegel-Bestseller. Dieser herzliche, leidenschaftliche, bodenständige, schrullige, ehrgeizige und besessene Trainer, der in die Fußball-Glitzer-Welt Bundesliga eigentlich gar nicht so recht hineingehört, passt zur Sehnsucht vieler Fans nach kantigen und ehrlichen Typen im Fußball. „Ich bin nahezu komplett, von morgens bis abends, erfasst von einem Gedanken: ,Wie kann meine Mannschaft das Spiel am Wochenende gewinnen? Und das Spiel danach? Und das danach? Das klingt simpel, ist aber enorm komplex und die Antwort kostet fast alle meine Energiereserven”, schreibt Schmidt in seinem Buch.

Und beinahe kostete ihn seine Aufopferung für den Fußball sogar sein Leben. Nach einem Muskelabriss im Oberschenkel im Training quälte sich Schmidt aus falschem Ehrgeiz wochenlang mit einer Thrombose herum, ein Blutgerinnsel wurde in die Lunge geschwemmt. Schmidt ließ sich erst auf die Intensivstation bringen, als er mit Herzrasen und Atemnot kurz vor dem Kollaps stand und sich dem Mannschaftsarzt offenbarte.

Die Episode zeige auf, welch „schmalem Grat” er sich zwischen Leidenschaft und Selbstüberschätzung bewege. „Ein Zwiespalt, mit dem ich fertigwerden muss”, schreibt Schmidt.

150 Millionen vs. 2,3 Millionen Euro an Transferausgaben

Seine Frau Nadine, die er mit 14 kennenlernte, bezeichnet ihren Mann als „Teilchenbeschleuniger”. Er sei ein Mensch, der „unheimlich viel Energie in seinem Umfeld freisetzen kann”. Schmidt lebe vor, „wie es ist, für eine Sache zu brennen, etwas durchzuhalten, an sich zu glauben, etwas mit Leidenschaft zu tun – und gleichzeitig am Boden zu bleiben”. All diese Eigenschaften hat der 1,90 Meter große einstige Abwehrspieler stilprägend auf seinen Klub und seine Mannschaft übertragen.

Im Spiel gegen RB prallen nun „mindestens zwei Welten” aufeinander, wie Schmidt vor dem Duell der einstigen Weggefährten in 3. und 2. Liga feststellte. Der Gesamtumsatz in Heidenheim beträgt knapp 40 Millionen Euro; bei RB sind es knapp 350 Millionen. Man könne die Transferaktivitäten beider Klubs gern mal gegenüberstellen, so Schmidt. 240 Millionen Euro setzte RB durch Verkäufe im Sommer um, 150 Millionen gaben die Leipziger aus. Heidenheim nahm nach dem Aufstieg lediglich 2,3 Millionen Euro für Spieler wie Marvin Pieringer und Innenverteidiger Tim Siersleben in die Hand und leistete sich den „Luxus”, keinen Spieler zu verkaufen. „Er macht aus wenig viel”, lobte RB-Trainer Marco Rose seinen Kollegen.

Unter diesen Voraussetzungen versucht das laufstärkste Team der Liga nun, auch in Leipzig Punkte zu stibitzen. Sein Team müsse bei RB „stabil, widerstandsfähig, mit letzter Konsequenz und mit viel Geschick verteidigen”, forderte Schmidt. Dazu kündigte er ein paar freche Ideen in der Offensive an: „Wir müssen sie überraschen.” Eichhörnchen-Style eben.

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